Verbraucherschützer stehen mit ihr auf Kriegsfuß, weil sie den Kreditnehmer nicht selten „abzockt“: Die Rede ist von der Null-Prozent-Finanzierung, die im Kreditgeschäft Finanzierungen ohne Zinsen und Gebühren verspricht.
Klingt verlockend, aber viele fragen sich auch, was die Bank davon hat, wenn sie Geld zum Nulltarif verleiht. Über die Banken muss sich der Verbraucher keine Gedanken machen, denn die holen sich bei der Null-Prozent-Finanzierung ihren Anteil vom Kuchen durch verschiedene Maßnahmen wieder.
Auch der Gesetzgeber hat Nachteile für Verbraucher bei der Null-Prozent-Finanzierung entdeckt, z.B. das nicht vorhandene Widerrufsrecht. Seit März 2016 können Null-Prozent-Finanzierungen vom Verbraucher widerrufen werden, was zuvor nicht möglich war.
Kein Rabatt auf den Listenpreis bei der Null-Prozent-Finanzierung
Die Listen- oder Verkaufspreise von Fahrzeugen werden in der Regel so angesetzt, dass Barzahlerrabatte von bis zu 25 Prozent bereits einkalkuliert sind. Zahlt der Kunden nun nicht sofort und nimmt eine Händlerfinanzierung über die Autobank in Anspruch, so kann er von diesem saftigen Rabatt nicht profitieren. Das wiederum ist ein finanzieller Gewinn für die Bank, die dann auch ihre Finanzierungskosten darüber decken kann und unterm Strich sogar noch etwas über hat. Da stellt sich ernsthaft die Frage, ob ein Autokredit oder Konsumentenkredit von einer Direktbank, durch den der Käufer als Barzahler auftreten kann, nicht bedeutend lohnenswerter ist, insbesondere für die Ersparnis beim Autokauf.
Anhand eines Rechenbeispiels wird deutlich, wann der Bankkredit gegenüber der Null-Prozent-Händlerfinanzierung die bessere Alternative hinsichtlich des Preisnachlasses ist:
Händlerfinanzierung | Bankkredit | |
---|---|---|
Listenpreis Fahrzeug | 20.000 € | 20.000 € |
Laufzeit | 48 Monate | 48 Monate |
Effektiver Jahreszins | 0% | 3% |
Monatsrate | 417 € | 417 € |
Nettokreditbetrag | 20.000 € | 18.855 € |
Kreditkosten / Notwendiger Rabatt | - | 1.145 € |
Handelsüblicher Rabatt | - | bis zu 25% = 5000 € |
Ersparnis | - | bis zu 3.855 € |
Autokredit über Händlerfinanzierung
Listenpreis Fahrzeug: 20.000 Euro, Laufzeit: 48 Monate, eff. Jahreszins: 0%, Monatsrate: 417 Euro, Nettokreditbetrag: 20.000 Euro
Bankkredit (z.B. über Direktbank)
Listenpreis Fahrzeug: 20.000 Euro, Laufzeit: 48 Monate, eff. Jahreszins: 3%, Monatsrate: 417 Euro, Nettokreditbetrag: 18.855 Euro.
Die Null-Prozent-Finanzierung im Autohandel
Die Autofinanzierung ohne Zinsen und Gebühren wird in erster Linie von Autohändlern und Autohäusern beworben. Das soll den Kaufanreiz steigern und dem Kunden einen Autokredit völlig ohne Kosten suggerieren. Dem ist leider nicht so, wie Finanzexperten und Verbraucherschützer regelmäßig feststellen und kundtun. Denn selbst, wenn die Finanzierung ohne Kreditzinsen und Kreditgebühren offeriert wird, so sind die Kosten der Finanzierung eben anderweitig untergebracht und zwar im Kaufpreis oder aber durch zusätzliche Versicherungen oder Kreditangebote. Die Null-Prozent-Finanzierung ist eine typische Händlerfinanzierung. Die Autobank zahlt den Kaufpreis an den Händler, der Käufer schließt einen klassischen Ratenkreditvertrag ab und begleicht monatlich die festgelegten Raten, allerdings ohne Zinsbelastung.
Die Frage, die es nun zu beantworten gilt, lautet: Wieviel Rabatt wird benötigt, damit der klassische Autokredit günstiger ist als die Händlerfinanzierung? Dabei gehen wir von den Nettokreditbeträgen aus. Beim Händler entspricht der Nettokreditbetrag dem Gesamtkreditbetrag bzw. dem Listenpreis. Bei der Bank liegt der Nettokreditbetrag bei 18.855 Euro, wenn der Gesamtkreditbetrag inkl. Zinsen und Kosten ebenfalls auf 20.000 Euro kommen soll. Der Mindestrabatt, den der Käufer auf die 20.000 Euro Listenpreis erhalten müsste, damit der Bankkredit mit der Null-Prozent-Finanzierung beim Händler gleichzieht, beträgt ca. 5,7 % (1.145 Euro). Erhält er aber einen Rabatt, der diese Prozentzahl übersteigt, zeigt sich der Bankkredit günstiger. Maximal sind bis zu 25% Rabatt auf den Listenpreis drin, was bei 20.000 Euro eine Ersparnis von 5.000 Euro bedeutet. Werden davon die Kreditkosten inkl. Zins für den Bankkredit abgezogen, bleibt eine Ersparnis von 3.855 Euro.
Der Rabatt muss demnach die Kreditkosten übersteigen, wenn sich der Bankkredit gegenüber der Händlerfinanzierung ohne Kreditkosten lohnen soll.
Zusätzliche Kosten bei der Null-Prozent-Finanzierung
Auch wenn die Null-Prozent-Finanzierung ihrem Namen durch 0 Zinsen und Kreditkosten alle Ehre macht, so kann sie doch unterm Strich mehr Geld kosten, wenn beispielsweise die Prämie einer Restschuldversicherung als Einmalzahlung auf die Kreditsumme aufgeschlagen und mitfinanziert wird, was letztlich auch die monatliche Rate erhöht.
Null-Prozent-Finanzierungen genau prüfen
So gehen Sie richtig vor, um herauszufinden, ob die Null-Prozent-Finanzierung für Sie in Frage kommt: Autokredit Angebote von Direktbanken sondieren und einer möglichen Null-Prozentfinanzierung beim Händler kritisch gegenüberstellen. Der maximal mögliche Preisnachlass auf den Kaufpreis ist ein wichtiger Indikator im Verhältnis zum Kreditzins und zeigt auf, welche Variante unterm Strich günstiger ist. Daneben sollte das Kleingedruckte im Finanzierungsvertrag immer bekannt sein, um versteckte Zusatzkosten von Anfang an auszuschließen. Eine Restschuldversicherung kann sinnvoll sein, sie muss aber nicht zwingend über den Kreditvertrag mitabgeschlossen werden, auch hier lohnt ein Vergleich der verschiedenen Angebote für Restschuldversicherungen unabhängiger Gesellschaften.
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